Lösegelder, die den Terror finanzieren

Wenn Staaten entführte Staatsbürger freikaufen, retten sie Leben und finanzieren sie den Terror. Mit über 12 Millionen US-Dollar bezahltem Lösegeld gehört die Schweiz gemäss „New York Times“ zu den grössten Zahlern. Zahlen oder nicht zahlen? Das Medienmagazin „Zapp“ befasst sich mit diesen fast unmöglich zu treffenden Entscheidungen.

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Geld, das in Form von Lösegeldern von europäischen Regierungen an Terrororganisationen fliesst. Bild: Screenshot ndr.de

Frankreich zahlt. Deutschland zahlt. Die Schweiz zahlt. Lösegelder für in Krisengebieten entführte Staatsbürger, darunter viele Medienschaffende. Für vier kürzlich befreite Journalisten aus Frankreich soll der französische Staat eine zweistellige Millionensumme gezahlt haben.

Der Fall ist klar: Einerseits retten solche Zahlungen Leben, andererseits kaufen sich die Terroristen mit dem eingespielten Geld Mittel für mehr Terror. Eine Abwägung zwischen konkreten Menschenleben sowie der mutmasslichen Gefährdung von noch mehr Menschenleben – eine fast unmögliche Entscheidung. Und doch muss sie getroffen werden.

Ein Beitrag der NDR-Sendung „Zapp“ beleuchtet die Zahlungen:

Die USA und Grossbritannien zahlen grundsätzlich kein Lösegeld an Terroristen. Die meisten europäischen Regierungen aber schon, auch Deutschland. Allein in den letzten fünf Jahren sind aus Europa über 90 Millionen US-Dollar an al-Qaida im Maghreb geflossen. Fünf Millionen an die Shabab in Somalia. 30 Millionen an al-Qaida auf der arabischen Halbinsel. An den Islamischen Staat gingen Schätzungen zufolge zwischen 30 und 50 Millionen.

Rukmini Callimachi, die Europa in der „New York Times“ vom 30. Juli 2014 beschuldigt, so den Terror zu finanzieren, verfügt über Informationen, dass al-Qaida mit diesen Zahlungen die Hälfte des Budgets in Jemen einspielt. In einem Beitrag vom 29. Juli schreibt die Journalistin:

„In a 2012 letter to his fellow jihadists in Africa, the man who was once Bin Laden’s personal secretary, and who is now the second in command of Al Qaeda, wrote that at least half of his budget in Yemen was funded by ransoms.

‚Thanks to Allah, most of the battle costs, if not all, were paid from through the spoils,‘ wrote Nasser al-Wuhayshi, the leader of Al Qaeda in the Arabian Peninsula. ‚Almost half the spoils came from hostages.'“

Screenshot aus dem Artikel der New York Times
Bild: Screenshot aus dem Artikel auf nytimes.com

Im Artikel stehen auch Absätze, die zur weiterführenden Recherche einladen:

The Swiss and German nationals held alongside Mr. Dyer were released after a reported ransom of €8 million was paid, according to one of the Swiss negotiators who helped win their release. The same year, lawmakers in Bern, the Swiss capital, voted on a national budget that ’suddenly had an extra line for humanitarian aid for Mali,‘ the official said.

„Entführung: Journalisten als lukrative Opfer“
(ndr.de, Video, 5:38 Minuten)
„Paying Ransoms, Europe Bankrolls Qaeda Terror“
(nytimes.com, Rukmini Callimachi, englisch)