NZZ: Die Löschung des Artikels geschah «in gegenseitigem Einverständnis»

Die Löschung eines UBS-krtitischen Kommentars in der Neuen Zürcher Zeitung sorgt für grosses Unverständnis. Gegenüber presseverein.ch sagt NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann, dass der Artikel auch internen Prüfkriterien nicht genügt habe. Die Löschung sei deshalb im gegenseitigen Einverständnis mit dem Autor erfolgt.

«Hoppla. Wenn gar die „Alte Tante“ nicht mehr das Tafelsilber verteidigen kann, ohne angefaucht zu werden und dann noch kuscht, dann dürfte die Lage doch sehr ernst sein.» Dies eine von vielen Meinungen auf dem Schweizer Newsnetzwerk Facts 2.0 aus dem Hause Tamedia. Dass die NZZ einen Artikel aus dem Archiv gelöscht hat, können viele Blogger, Journalisten und Leser nicht verstehen: «Eine solche Haltung der NZZ gegenüber der UBS finde ich über alle Masse devot», so Journalist Marc Lustenberger auf facts.ch.

Was genau war geschehen? Die Neue Zürcher Zeitung hatte einen Artikel, in dem sich der Autor Beat Brenner kritisch über UBS-VR-Präsident Marcel Ospel geäussert hatte, kurzerhand für immer aus den Archiven und Datenbanken löschen lassen.

Die NZZ hatte diese Selbstzensur am Mittwoch publik gemacht. Gleichentags fragte sich aber auch die Wirtschaftszeitung «CASH daily», ob die NZZ mit der Löschung des Kommentars eine mögliche gerichtliche Auseinandersetzung verhindern wollte. Denn die ungewohnte Schärfe des Kommentars von Beat Brenner sei für die UBS offenbar zuviel gewesen, wurde im Konkurrenzblatt aus dem Hause Ringier spekuliert.

Setzte die Grossbank UBS die Neue Zürcher Zeitung tatsächlich unter Druck? Gegenüber presseverein.ch wollte NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann keine weiteren Ergänzungen mehr machen, «ausser, dass der Kommentar auch internen Prüfkriterien nicht genügt hat», so der Vorsitzende der NZZ-Geschäftsleitung über die plötzliche Selbstzensur. Der Rückzug sei im gegenseitigen Einverständnis auch des Autors, in Spillmanns Verantwortung erfolgt.

«Dass etwas Zeit verstrich, lag an meiner Auslandabwesenheit», so der NZZ-Kadermann auf die Frage, weshalb der Kommentar denn überhaupt jemals veröffentlicht wurde bzw. man den Artikel erst nach einer gewissen Zeit eliminierte.

Was Löschungen von Artikeln in den Archiven angeht, seien solche Rückzüge bei der NZZ zwar selten, aber es komme durchaus vor, auch im Rahmen geltender Medienrechtsprechung. «Darum haben wir den Vorgang auch transparent gestaltet», wie Spillmann gegenüber presseverein.ch weiter ausführte. (pv.ch)

Marc Lustenberger auf Facts 2.0: «Entweder hat die NZZ einen devoten Chefredaktor oder hinter der Kulisse sind da noch unappetitlichere Dinge abgelaufen.»

Markus Spillmann auf presseverein.ch: «Kommentar genügte auch internen Prüfkriterien nicht.»

(Bilder: verlag.nzz.ch / facts.ch)
(Quelle zensurierter NZZ-Artikel: ImageShack.us)