Pro Litteris: Diskussion nicht möglich

An der Versammlung der Urheberrechtsgesellschaft ist wieder einmal versucht worden, gegen die Verwaltungsgebühren von fast 25 Prozent aufzumucken. Mit vorschnellem Ende.

Präsidium und Direktion hatten dieses Jahr im Stadtcasino Basel frohe Kunde: 30 Millionen Franken hat Pro Litteris eingenommen, trotz Krise allein in der Schweiz 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Das gilt es unter die über 9000 Mitglieder (darunter viele Journalisten und Fotografen) zu verteilen – abzüglich der administrativen Kosten. Und diese sind einmal mehr gestiegen.

Revolution verschoben
So gab es prompt einen Mitgliederantrag, mehr auszuschütten und die Verwaltung auf 5 Prozent zu beschränken. Der Aufwand des Überbaus gibt schon mal zu reden und führt alle paar Jahre an der GV zur Forderung nach Mässigung. Doch diesmal war nicht einmal die Diskussion möglich. Beim Traktandum erhob sich ein gewiefter Anwalt und Publizist und stellte Nichteintretensantrag. Die Versammlung mehrerer Hundert Mitglieder, die meisten recht angejahrt und nach 2 Stunden auch müde, folgte ihm. Die Revolution der Autorinnen und Autoren ist also noch einmal verschoben.


Revolte vom Tisch gewischt: Pro Litteris-GV 2009

Zur Einschränkung des administrativen Aufwands könnten die Mitglieder leicht selber beitragen. Wenn sie ihre Werkmeldungen für die Repografieentschädigung – bei einem tagesaktuellen Journalisten können das schnell 300 Meldungen im Jahr sein – selber per Internet eingeben würden. Das machen erst 10 Prozent. 90 Prozent überlassen es lieber der Verwaltung.

Neugeborene verlesen
Der Antrag der bekannten freien Journalistin Karin Huber, auch Artikel in Mitglieder- und unentgeltlichen Publikationen am Fotokopier-Manna teilhaben zu lassen, wurde ebenfalls abgeschmettert. Einigen Urhebern kamen recht kreative Anträge in den Sinn. So musste etwa darüber abgestimmt werden, ob künftig neben den verstorbenen Mitgliedern an der Jahresversammlung auch die neugeborenen Kinder der Mitglieder verlesen werden sollen. Ein Antrag, den praktisch nur Franz Hohler, der ihn charmant fand, unterstützte.

Nach Infos zum ungefragten Werke-ins-Internet-Stellen durch Google und dem angestrebten Vergleich, zum Kulturförderungsgesetz sowie zum Wiedereinführungsversuch einer Buchpreisbindung ging es zum grossen Buffet – das wohl ebenfalls auf die Verwaltungskosten schlägt … (pv.ch/sut.)prolitterislogo.jpg