Pro und Contra Roger de Weck

Die „Weltwoche“ greift Roger de Weck an – und verteidigt ihn eine Woche später. So geht Debatte. Und innerredaktionelle Freiheit.

Daniel Cohn-Bendit
Daniel Cohn-Bendit, Screenshot facebook.com

Dass die „Weltwoche“ ein grosser Fan ist von SRG-Generaldirektor Roger de Weck, kann man nun wirklich nicht behaupten. Im Gegenteil, von kaum einem anderen Medium wird er so regelmässig angegriffen.

So war es keine Überraschung, dass vor zwei Wochen dieser Beitrag von SVP-Nationalrat Peter Keller abgedruckt wurde:

Screenshot Weltwoche.ch

Keller bemängelte, dass sich de Weck sich dazu bereiterklärte, als Ersatzredner für eine Laudatio auf Daniel Cohn-Bendit einzuspringen, nachdem der Präsident des deutschen Verfassungsgerichts, Andreas Vosskuhle, abgesagt hatte:

„Im Gegensatz zu Vosskuhle hat de Weck bewusst der Verleihung zugestimmt, und es stellt sich die Frage, ob für den höchsten Repräsentanten des Schweizer Fernsehens andere Massstäbe gelten als für Leute in vergleichbar sensiblen Positionen.“

Die Woche drauf erschien dieser Beitrag von Alex Baur:

Screenshot Weltwoche.ch

Baur riet dazu, „die Relationen zu wahren“ und schrieb von einer „moralischen Erpressung“:

Selbst wenn die Fummeleien am Hosenlatz stattgefunden hätten, was Cohn-Bendit bestreitet, wären sie nicht derart gravierend, als dass man ihn dafür vierzig Jahre später zur Unperson degradieren müsste. Wirkliche Übergriffe sehen anders aus. Hier setzt nun die fatale Dynamik der moralischen Erpressung ein: Sie lässt graduelle Differenzierungen gar nicht zu, sie kennt weder eine Verjährung noch ein Pardon. Wer Daniel Cohn-Bendit verteidigt, setzt sich unweigerlich dem Vorwurf aus, die Pädophilie zu verharmlosen oder gar zu verteidigen. (…)

Der Medienprofi Roger de Weck, der kurzfristig als Ersatzredner einsprang, war sich des Dilemmas zweifelsohne bewusst. Dass der Schweizer Fernsehdirektor trotzdem den Mut dazu aufbrachte, zeugt von Charakter.

So geht es! Ein uneindeutiger Fall aus zwei Positionen bewertet, irgendwo dazwischen schimmert die Wahrheit durch.