Rainer Stadlers Sechseläutenplatz

Wenn einer lang genug etwas eigentlich Banales macht, dann wird es mit Sicherheit zum Kult. So wie die Fotos von NZZ-Medienredaktor Rainer Stadler vom Sechseläutenplatz.

Angefangen hat es irgendwann im Sommer letzten Jahres. NZZ-Medienredaktor Rainer Stadler (auf Twitter: @sarsarsar) schaute aus dem Fenster seines Büros auf den eben neugestalteten Sechseläutenplatz, und fragte sich, wo es denn noch Platz hat für den freien Bürger, der sich erholen will auf der Freifläche:

Fast schon machte der kleine Ärger dem Zynismus Platz:

Auf Anfrage schreibt Stadler, er habe in dieser Zeit ein neues Büro bezogen, und konnte so „täglich schräg von oben sehen, wie schön dieser Platz ist“. Er habe „schon lange ein Flair für grosse urbane Plätze“, weshalb er Paris bewundere: „Ich sah dann auf dem Platz viele lustige Szenen, erkannte, dass der Platz von Gross und Klein geliebt wird. Entsprechend habe ich meine Sicht und jene der Platzbesucher ’spekulativ‘ vereint und kam zum Schluss, dass es Wert ist, diesen Platz möglichst oft freizuhalten – zum Wohle aller. Das war letztes Jahr leider nicht der Fall. Veranstalter samt ihren Blechbüchsen standen wochenlang auf dem Platz – eine Faust aufs Auge.“

„So begann ich spontan Foto-Platzszenen zu vertwittern, und weil ich den Eindruck hatte, dass es eine Nachfrage gab, sah ich mich nicht animiert dazu, damit aufzuhören. So ist inzwischen eine nette Twitter-Galerie entstanden. Wenn sie dazu beiträgt, den Platz zurückhaltend für Veranstaltungen zu belegen, wäre es mir recht. Aber eine Kampagne möchte ich sicher nicht machen. Das wäre mir zu plump. Es wäre auch fragwürdig.“

Auch wenn ich gar nicht in Zürich wohne, sondern im nicht ganz so eng bebauten Berlin, sympathisiere ich absolut mit Stadlers Anliegen, und einige andere offenbar auch. Eine Stadt, in der sogar Gewaltanwendung damit gerechtfertigt wird, dass es zu wenige Freiräume gebe, braucht wohl nicht auch noch einen zugestellten Sechseläutenplatz. Wahrscheinlich gibt es demnächst bald eine Ausstellung dieser Tweets in einer neuen, hippen Galerie, also will ich schon mal ein paar der allerschönsten Foto-Tweets von Stadler aus der letzten Zeit kuratieren. Here we are: