Was ist mit der Selbstkritik, Journalisten?

Markus Wiegand stellt fest, dass Journalisten gerne ziemlich strenge Massstäbe anlegen. Aber lieber an andere als an sich selbst.

Pressefoto Markus Wiegand
Bild: Pressefoto von Markus Wiegand

Markus Wiegand, der das beste gedruckte Medienmagazin der Deutschschweiz, den „Schweizer Journalist“, fast im Alleingang bewältigt, hat auch noch einen anderen Job. Und zwar ist er auch Chefredaktor des deutschen „Wirtschaftsjournalist“. In dieser Funktion hat er nun acht Beispiele aufgelistet, die zeigen, wie Journalisten dazu neigen, strenge Massstäbe an andere anzulegen und dabei vergessen, diese gleichen Anforderungen an sich selbst zu stellen. Der Text auf Newsroom.de trifft sehr gut, find ich, Punkt 3 beispielsweise ist immer wieder zu beobachten:

Wenn in einem Unternehmen schwere Fehler passieren, wird recht bald die Frage nach dem Rücktritt gestellt. Wenn in Redaktionen schwere Fehler passieren, dann ist das menschlich oder dumm gelaufen. Jedenfalls alles irgendwie erklärbar.

Natürlich sind schwere Fehler auch anderswo oft irgendwie erklärbar, menschlich oder dumm gelaufen. Doch das in Medienmitteilungen zu schreiben und diese zu verschicken, wäre keine gute Kommunikation. Journalisten dagegen haben ihre eigenen Medien, um Dinge in eigener Sache darzulegen oder um sie zu verschweigen. Mit dem erhöhten Konkurrenzdruck unter den Medien sowie mit den neuen Mitspielern aus dem Internet gelingt das nicht mehr so gut wie auch schon. Gut so! Und für alle, die diese Veränderungen noch nicht begriffen haben – es ist nie zu spät, sich selbst zum Positiven zu verändern.

Wer beispielsweise den Kommunikationskanal Twitter bisher erst aus der Ferne beobachtet hat, dem gibt Thomas Benkö, Nutzer des Microbloggingdiensts seit April 2007, also seit acht Jahren, gerne ein paar Einsteiger-Tipps. Markus Wiegand könnte etwas ziehen aus dieser Liste, schliesslich ist er einer der vielen stillen Twitter-Mitleser unter den Schweizer Journalisten. Den Mut oder die Lust, einen eigenen Tweet abzusetzen, hat ihn bis zum heutigen Tag nicht befallen.