Wie Max Frisch in den 1930er-Jahren sein Geld als Buchkritiker für die NZZ verdiente

Martina Läubli erinnert in der NZZ daran, dass sich Schriftsteller Max Frisch mit Rezensionen für diese Zeitung finanziell über Wasser hielt. Im Max-Frisch-Archiv an der ETH gibt’s eine Ausstellung dazu.

Einer der Texte von Frisch in der NZZ vom 24. Dezember 1933 (Ausschnitt)
Einer der Texte von Frisch in der NZZ vom 24. Dezember 1933 (Ausschnitt)

„Max Frisch als Literaturkritiker“, heisst der gestern in der NZZ veröffentlichte Text von Martina Läubli, in dem sie an die Anfänge von Schriftsteller Max Frisch erinnert, dem Verfassen von Buchkritiken für diese Zeitung:

Frischs Vater starb 1932 und hinterliess Schulden. In der Folge musste Frisch sein Studium der Literatur und Kunstgeschichte an der Universität Zürich stark einschränken, sich «aus eigener Kraft durchschlagen» und zum Unterhalt seiner Familie beitragen. «Ich vertraue auf meine journalistische Befähigung.» Frischs Selbstvergewisserung im «Zürcher Student» 1932 klingt beinahe trotzig.

Sein Schreibtalent vermochte den Feuilletonchef der NZZ, Eduard Korrodi, indes zu überzeugen. In den Jahren 1932 bis 1945 verfasste Frisch neben Feuilletons und Auslandreportagen für die NZZ auch über sechzig Rezensionen.

Wer es heute Max Frisch gleichtun will und sich ganz auf seine „journalistische Befähigung“ verlassen und sich „aus eigener Kraft durchschlagen“ will, wird, finanziell jedenfalls, auf keinen grünen Zweig kommen. 60 Rezensionen à 140 Franken (dieser Betrag wird einem freien Mitarbeiter heutzutage bezahlt für einen Text von 6000 Zeichen) ergibt 8400 Franken – damit kann man in Zürich heute grade mal seine Wohnung für ein paar Monate bezahlen. Max Frisch würde heute wohl irgendwann in der Werbung, der PR oder einer anderen Branche landen.

Intensiv untersucht hat die Beziehung zwischen Frisch und der NZZ Daniel Foppa, aktuell „Tages-Anzeiger“-Inlandchef. Seine 2003 erschienene Dissertation „Max Frisch und die Neue Zürcher Zeitung“ ist nach wie vor erhältlich.

Die Ausstellung findet sich im Max Frisch-Archiv an der ETH-Bibliothek, HG H27, an der Rämistrasse 101 in 8092 Zürich. Sie läuft vom 2. März bis zum 31. August 2015, und ist zugänglich von Montag bis Freitag, von 10:00 bis 17:00 Uhr.