Wind in den Segeln

Medienkritik ist eine beliebte Disziplin geworden. Politiker, Pensionäre und Publizisten schätzen sie, die Kritisierten weniger. Gleich zwei rechtslastige Gruppierungen taten sich kürzlich mit Anlässen hervor. Substanzielles gab es leider kaum zu hören, stattdessen Rufe nach Subventionen und staatlichen Medienwächtern. Das Publikum reagierte verstört.  

Nach Luzern hatte die Stiftung «Wahrheit in den Medien» geladen, ein Sammelbecken von rechtskonservativen Personen, die dem legendären Hofer-Club nacheifern und den linken Medien das Handwerk legen möchten. Mit dem ehemaligen Radio-Chef und Alt-SPler Andreas Blum hatten sie einen klingenden Namen als Festredner ihres Symposiums geholt. Seine knackigen Thesen wurden prompt widergegeben, vom Blick wie von der NZZ, die sich ihrerseits auf den Bericht des SDA-Korrespondenten stützen.    

Blum wetterte und jammerte, vom «Bedrohungspotenzial der Medienentwicklung für die Demokratie», das «weit grösser sei als die faszinierenden Innovationen der Digitalisierung.» Gefährdet sei die «Verantwortungsgemeinschaft von Medien und Demokratie». Die Medien diktierten heute die politische Agenda. Die Inflation von Information und Nutzungsmöglichkeiten habe den gesellschaftlichen Diskurs ersetzt, so Redner Blum. Soweit so gut und im Sinne des Stiftungszwecks. Doch Blums resultierende Forderung nach aus Steuergeldern besoldeten Medienwächtern und vor allem nach Staatsknete für Verleger dürfte den bürgerlichen Aktivisten gar nicht geschmeckt haben. 

Auch der «Verein Medienkritik» lud dieser Tage zum fröhlichen Kritisieren. Ein Podium in Zürich gab den Rahmen für engagierte Voten. Eine «kleine Bündelung der Kräfte» der Medienkritik forderte Oberkritiker und Vereinspräsident Gottlieb F. Höpli. Es sei «der Zeitpunkt gekommen, ernsthaft über eine gesamtschweizerische, umfassende Diskussion über den Zustand, über Defizite und Fehlentwicklungen des Mediensystems nachzudenken», lamentierte er mit Blick auf die Vorgänge in Basel. Schweizerische Medienpolitik existiere zurzeit kaum noch, und was davon noch übrig geblieben sei, dem fehle es «an Engagement und Leidenschaft». Immerhin, bei Höplis Verein und bei der Wahrheitsstiftung ist beides noch vorhanden.