Zürcher Journalistenpreis 2011: Auszeichnungen an sechs Medienschaffende

Michael Meier (Gesamtwerk-Preis), Dagmar Appelt und Katharina Baumann (Kategorie Zeitung), Otto Hostettler und Dominique Strebel (Kategorie Zeitschrift) sowie Maurice Thiriet (Kategorie Nachwuchs) heissen die Gewinner des Zürcher Journalistenpreises 2011. An der Feier zur 31. Preisverleihung, die in diesem Jahr wieder im Winterthurer Casinotheater stattfand, nahmen zahlreiche prominente Gäste aus Wirtschaft, Medien und Politik teil. Vor der Würdigung der ausgezeichneten Arbeiten und des Gesamtwerks durch die Jury referierte Urs Rohner, seit Ende April Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse. Den satirischen Schlusspunkt des Anlasses setzte der Kabarettist Lorenz Keiser.
Die ausgezeichneten Arbeiten hat die Jury aus 120 Einsendungen ausgewählt:

Preis für das Gesamtwerk  Michael Meier
Berichterstattung zum Thema Religionen
Tages-Anzeiger

Kategorie Zeitung   Dagmar Appelt, Katharina Baumann
Artikelreihen Leos Weg in die Freiheit, Armut in Winterthur
Der Landbote

Kategorie Zeitschrift   Otto Hostettler, Dominique Strebel
Ein dunkles Kapitel
Beobachter, 3. September 2010

Kategorie Nachwuchs  Maurice Thiriet
Die eingebildete Astronautin
Tages-Anzeiger, 17. August 2010

Würdigungen der Jury
Der in den vier Kategorien Zeitung, Zeitschrift, Nachwuchs und Gesamtwerk vergebene Zürcher Journalistenpreis stellt die Qualität des Medienschaffens und das persönliche Engagement von Journalistinnen und Journalisten in den Mittelpunkt.

Michael Meier, der Träger des diesjährigen Preises für das Gesamtwerk schreibt seit bald 25 Jahren als Fachjournalist beim «Tages-Anzeiger» mit Leidenschaft über Religion und Gesellschaft. «In seinem Fach ist er ein Kulturkritiker im besten Sinn des Wortes», heisst es in der Laudatio von Jury-Mitglied Marco Meier. Das Projekt der Aufklärung sei auch in säkularen Zeiten alles andere als vollendet. «Wir werden – Gott sei Dank – regelmässig darauf aufmerksam gemacht.» Michael Meier kläre auf, indem er Sachverhalte nicht nur beschreibt, sondern sie auch unermüdlich einordnet. Er lese die Zeichen der Zeit mit Blick in die Zukunft, würdigt Laudator Marco Meier.

Die beiden Preisträgerinnen Dagmar Appelt und Katharina Baumann, an die die Auszeichnung für die Kategorie Zeitungen geht, sind der Jury mit aufwendigen Serien, die in bis zu zehn Teilen erschienen sind, aufgefallen. Beide arbeiten für den «Landboten», eine vergleichsweise kleine Regionalzeitung, die den Mut hat und die Ressourcen bereitstellt, solche fundierten Artikelreihen möglich zu machen, wie Jury-Mitglied Andrea Masüger in seiner Würdigung festhielt. Dagmar Appelt zeichnete in Beiträgen, die vom 13. April bis 24. Dezember 2010 erschienen sind, den Weg des Stieres Leo in die Freiheit nach. Katharina Baumann beleuchtete in mehreren, vom 28. August bis 18. September 2010 erschienenen Artikeln das Thema Armut in Winterthur.

Den «Beobachter»-Autoren Dominique Strebel und Otto Hostettler, ausgezeichnet mit dem Preis in der Kategorie Zeitschriften sei das gelungen, worauf Journalismus im besten Falle abzielt, sagte Jury-Mitglied Susanne Mühlemann. Der am 3. September 2010 publizierte Artikel über Heim- und Verdingkinder, Jugendliche aus ungeordneten oder schwierigen Familienverhältnissen, die von Behörden für unbestimmte Zeit ins Gefängnis oder in geschlossene Anstalten gesteckt wurden, geht unter die Haut. «Strebel und Hostettler haben mitgeholfen, einen Missstand aufzudecken und Wiedergutmachung einzufordern», würdigte Mühlemann. Der Artikel habe zudem Wirkung gezeigt, in dem er zu einer offiziellen Entschuldigung durch die Behörden führte und in einen politischen Prozess mündete.

Maurice Thiriet, Preisträger in der Kategorie Nachwuchs, hat sich nicht von forschen Aussagen blenden lassen, die im heutigen Medienbetrieb gerne gemacht werden. Die attraktive Geschichte einer jungen Frau aus dem Toggenburg, die es zu Nasa-Astronautin geschafft hat, haben viele bereitwillig nacherzählt. Thiriet hingegen ging der Sache auf den Grund und entlarvte im «Tages-Anzeiger» die «stratosphärische» Story, lobte Jury-Präsident Fredy Gsteiger in seiner Laudatio. «Wenn es um den Sachverhalt geht, ist Faktentreue geboten statt Imagination. Journalismus vermittelt Wirklichkeit. Daraus beziehen wir Journalisten unsere ganze Glaubwürdigkeit», sagte Gsteiger.

Berichte, Bilder und Interviews mit den Preisträgern finden sich auf www.zh-journalistenpreis.ch
Biographien, Texte und die Laudationes finden sich in der Broschüre zur Preisverleihung 2011 unter www.zh-journalistenpreis.ch/pdf/2011/ZJP_11.pdf

Über den Zürcher Journalistenpreis
Zweck der vom Zürcher Presseverein gegründeten Stiftung Zürcher Journalistenpreis ist es, über die Ausschreibung und Vergabe eines Preises einen konkreten Beitrag zur Förderung der journalistischen Qualität zu leisten. Die Prämierung von herausragenden Arbeiten soll den Journalistinnen und Journalisten Ansporn sein, ihre schwierige Aufgabe inhaltlich wie auch stilistisch auf hohem Niveau zu meistern und journalistische Highlights zu kreieren, die über den Tag hinaus in Erinnerung bleiben.
Seit 1981 werden Arbeiten, die in den Kantonen Zürich und Schaffhausen publiziert worden sind oder die von Autorinnen und Autoren stammen, die hauptsächlich in diesen Kantonen arbeiten, von einer unabhängigen Jury begutachtet und die Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt. Der Jury gehören Fredy Gsteiger (Präsident), Andrea Masüger, Marco Meier, Susanne Mühlemann und Margrit Sprecher an. Der Stiftungsrat setzt sich aus Christoph Born (Präsident), Esther Girsberger, Manuela Nyffenegger und David Strohm zusammen.

Die Preisträger 2011