Zuversicht im Unterland

Nach dem vor einem Jahr lancierten Angriff des Tages-Anzeigers auf die Zürcher Landzeitungen, hörten manche schon das Totenglöcklein für Unter- und Oberländer und die ZSZ läuten. Obwohl der Tagi die Mehrheit seiner Lokalsplits offenbar erfolgreich etabliert hat, zeigt sich eine Exponentin der Attackierten unbeeindruckt. „Es wird für den Tages-Anzeiger sehr schwierig, uns zu vertreiben“, sagt Unterländer-Chefredaktorin Christine Fivian im Interview mit dem Branchendienst „Persönlich.com“.

Weder im Werbe- noch im Lesermarkt sei ein Einbruch festzustellen, berichtet Fivian in dem am Mittwoch publizierten Gespräch. „In publizistischer Hinsicht erwies sich neue Konkurrenz als Vorteil.“ Grund dafür sei das mit dem Eintritt des Tagis in das Lokalgeschehen erfolgte der „Monopolposition“, das die Verhältnisse in die Region bis dahin kennzeichnete. „In der Redaktion hat sich der Blick für Themen geschärft, Dossiers werden nicht mehr liegen gelassen“, so Fivian weiter. Schwieriger würde sich dagegen der Umgang mit den Behörden gestaltet. Vertreter der Exekutive nutzen nun die Konkurrenzsituation, um die Journalisten gegeneinander auszuspielen, mal bekommt der ein etwas, mal der andere. Das Muster ist bekannt. Erwartet werden im Gegenzug gefällge Beiträge und Wohlverhalten.

Dem Zürcher Unterländer ist wegen der Tages-Anzeiger-Offensive bisher keine nennenswerte Zahl von Abonnenten verloren gegangen. Allerdings hebe es Kündigungen von Doppelabonnenten des ZU und dem Neuen Bülacher Tagblatt gegeben, das neu als ZU-Kopfblatt. Allerdings sei es für den Verlag schwieriger geworden Neu-Abonnenten zu gewinnen. Hier sei der Tagi in einer ungleich stärkeren Position.

Zugute kommen der Tageszeitung aber die nach wie vor stärkere Verankerung in der Region und die fruchtbare Zusammenarbeit der drei Landzeitungen. „Zusammen übersteigt deren Auflage die 100’000er-Grenze, was zur Folge hat, dass wir in den grossen Mediaplänen und Kampagnen ebenfalls dabei sind. Es wird für den „Tages-Anzeiger“ sehr schwierig, uns zu vertreiben.“

Vor einem Jahr sei für Vivian noch völlig offen gewesen, in welche Richtung es geht. „Heute bin ich mehr denn je überzeugt, dass die Landzeitungen überleben werden. Es zeugte eben schon von einer gewissen Arroganz, dass der Tages-Anzeiger glaubte, man werde ihn in den Regionen mit offenen Armen empfangen. Nicht alle haben auf ihn gewartet.“

(Das ganze von David Vonplon geführte Interview: auf www.persoenlich.com/news/show_news.cfm?newsid=71790)