20min.ch mit Endzeit-Ticker

Die Welt wird im Dezember 2012 nicht enden. Obwohl das auch 20min.ch weiss, ziert die Startseite ein Banner, das die Zeit bis zum 21.12.2012 zählt.

Screenshot 20min.ch

Wer auf das Banner klickt, kommt zu einem Dossier namens „Der Weltuntergang“. Es gibt einige Hintergrund- und Newsartikel, aber zur konkreten Frage eines angeblichen Weltuntergangs werden bisher nur Spekulationen geliefert. Statt Fragen zu beantworten, stellt die Redaktion Fragen und leitet die Leser weiter zur „grossen apokalyptischen Umfrage“.

Der Hintergrund ist nämlich schnell erklärt, dazu braucht es kein Dossier. Es endet tatsächlich eine Periode des Maya-Kalenders. Und dann geht es mit einer neuen Periode weiter. So wie es auch nach dem Jahr 2000 wie gewohnt weiterging (von einigen vorhersehbaren und vorhergesehenen Problemen mit Computern und Daten abgesehen).

Die Nasa hat zur Sachlage nüchtern ein paar Fragen beantwortet, das Wichtigste kommt zuerst:

The world will not end in 2012. Our planet has been getting along just fine for more than 4 billion years, and credible scientists worldwide know of no threat associated with 2012.

Wer noch mehr dazu wissen will, dem sind die FAQ von Astronom Florian Freistetter empfohlen:

Weltuntergang 2012: Fragen und Antworten

Für alle Journalisten eine gute Quelle, um gute Gründe zu haben, Menschen nicht unnötig zu ängstigen.

  1. und wenn jetzt, zufällig, am 22.12. oder am 23.12. doch der YellowStone in die Luft geht ? Fällig soll er ja schon lange sein. Haben dann alle Weltuntergangspropheten recht. Und alle Lehrbuchschlaumeier unrecht? Was ist denn ein Weltuntergang? Ist „Welt“ ein Land, ein Kontinent, die Erde, die Galaxi, das Universum? Wenn ich am 21.12. bei einem Autounfall oder bei einem Treppensturz sterbe, ist mal eben meine Welt untergegangen. Ich wette, am 20.Dezember dreht uns der Mond seine Rückseite zu und kann sich vor lachen nicht halten… in diesem Sinne, Gruß Andreas

  2. @Marc Böhler: Weil sich viele Menschen aufgrund solcher Berichterstattung ernsthafte Sorgen machen.

    Hier dazu ein längeres Zitat aus einem Artikel „‚Räumen sie ihr Konto leer‘: Die BILD macht Angst vorm Weltuntergang“ von Freistetter nach der Berichterstattung von „Bild“:

    Der Artikel bei BILD ist erst seit ein paar Stunden online – aber hat mir schon eine erstaunliche Menge an Anfragen von 12 bis 15jährigen eingebracht, die nicht wissen, was sie davon halten sollen, wenn ein so prominentes Medium wie BILD die Leser auffordert, alles Geld auszugeben und es vor dem Ende nochmal richtig krachen zu lassen.

    Und es sind nicht nur Kinder, die bei solchen Texten Unbehagen empfinden. Auch wenn das alles nicht ernst gemeint ist, sind es doch genau diese halblustigen Texte der “echten” Medien, die Probleme schaffen. Wenn irgendwelche obskuren Internetforen oder YouTube-Videos sich mit dem 2012-Unsinn beschäftigen ist das eine Sache. Wenn aber Radio, Fernsehen und Zeitungen einsteigen, dann bekommt das eine ganz andere Dimension. Aus journalistischer Sicht ist es vielleicht noch nachvollziehbar, dass man auf der Panikschiene mitfährt und das ganze “Mysterium” von wegen “Wer weiß schon, was wirklich passiert” und “Angeblich sollen schlimme Dinge passieren” aufwärmt. Das schafft Aufmerksamkeit und ein bisschen Gruseln und Angst tut ja niemandem weh, oder? Man stellt das ja nachher sowieso klar (zumindest wenn man nicht die BILD ist) und erklärt im letzten Absatz, dass vermutlich eh nix passieren wird (Erst gestern hab ich eine Anfrage von einem Radiosender bekommen, der mich interviewen möchte. In der ersten Hälfte der Sendung soll ein wenig “Panik gemacht werden” – so stand es in der Mail – um dann in der zweiten Hälfte mich zwecks Klarstellung zu interviewen). Aber all diese Andeutungen, das ganze “möglicherweise”, “vielleicht” und “angeblich” und die ständige genüssliche Wiederholung der “vorhergesagten” Schreckenszenarien schaffen den Nährboden, auf dem die Angst wachsen kann. Denn auch wenn sich die meisten “normalen” Medien nicht so weit herablassen, tatsächlich den Weltuntergang vorherzusahen, erzeugen sie durch die Art und Weise der Berichterstattung eine unangenehme Grundstimmung.

    Natürlich sollen Scherze über einen möglichen Weltuntergang erlaubt sein. Der Banner, auch wenn er sich selbst ironisiert, wird aber von nicht wenigen Leuten als durchaus ernst aufgefasst werden. Dafür spricht auch die durchaus prominente Platzierung.

    Wenn Menschen selbst Berichte des „Postillon“ und anderer Satireportale für bare Münze nehmen, dann gilt das für Portale wie 20min.ch um so mehr.

  3. Ironie


    Das ist doch ein Witz von 20Min. Ich finde ihn lustig.
    Schaut man sich den Banner genau an, sieht man unterschiedliche Zeiten, je nach Stadt. Das heisst, der Weltuntergang in New York findet später statt als in Zürich. Harharhar… Ich vermute, 20Min hat das extra so gemacht, um zu unterstreichen, dass es sich um einen Scherz handelt.
    Wieso muss man das kritisieren? Solche Scherze bewegen sich jenseits der Fragen zu Qualität im Journalismus.
    Ne quid nimis

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