Der Zürcher Luxusstreit

Nach dem Weggang von Hansi Voigt bei «watson» publizierte Michèle Binswanger einen ruppigen Kommentar über den «Chuck Norris des Onlinejournalismus». Voigt reagierte mit einem «Roundhouse Kick». Nun geht die eitle Streiterei offenbar in die zweite Runde.

Am 12. April stand die Schweizer Medienwelt einen kurzen Augenblick still: Hansi Voigt trennte sich von seinem Baby «watson».

Auf die überraschende Nachricht folgten erste «Sargnägel» wie der Kommentar «Der Chuck Norris des Onlinejournalismus» von Michèle Binswanger. Zwei Tage später kam die gewaschene Replik von Voigt auf Facebook.

Selbstverständlich spaltete sich der Medienkuchen gleich in zwei Lager. Eine kurze, nicht repräsentative Twitter-Umfrage favorisierte klar das «Team Voigt»:

Soweit die Zusammenfassung von letzter Woche. Heute meldete sich Michèle Binswanger auf Twitter zurück und man kann schon erahnen: Der eitle Streit geht in die nächste Runde.

Der Journalisten-Zoff ist zwar unterhaltsam und wird mit Resonanz öffentlich ausgetragen. Aber muss das wirklich sein?

Ganz abgesehen davon, dass es die breite Öffentlichkeit nicht interessiert, entbehrt die vermutlich «wichtigste» Mediengeschichte des Jahres nicht einer gewissen Tragik: Unabhängig davon, ob Binswangers Kommentar korrekt oder angebracht war, ist es auf ironische Weise erleichternd, dass dieser Streit das grosse Diskussionsthema im Schweizer Journalismus ist. Es geht uns offenbar nicht so schlecht.

Dennoch verschwenden wir Zeit und Energie darauf, über dieses Hin und Her zu debattieren, während essentielle Aspekte zwischen Stuhl und Bank fallen: Wie geht es weiter mit dem GAV für Journalisten? Wie gehen wir die Herausforderungen der Digitalisierung an? Welche Geschäftsmodelle könnten eine Chance bieten?

Klar, das sind «hard news», kein softes Entertainment. Und wenn Journalistinnen und Journalisten eins lieben, ist es das brancheninterne Lästern. Gerade frönen wir einem Zürcher Luxusstreit. Das allerdings wird den Journalismus insgesamt, also unsere Leidenschaft und Lebensgrundlage, keinen Schritt weiter bringen.

Schade.