Nachrufe auf Norbert Neininger

Der Schaffhauser Journalist Norbert Neininger ist am vergangenen Samstag verstorben – für viele total überraschend. Ein Blick in die Nachrufe der Zeitungen.

Foto: Twitter.com/nneininger
Foto: Twitter.com/nneininger

Norbert Neininger war ein bürgerlich-liberaler Denker mit, manche mögen jetzt vielleicht staunen: Betonung auf liberal. Immer wieder überraschte er mit unerwarteten Ansichten, und er forderte hartnäckigen Widerspruch. Nichts ärgerte ihn an einer Redaktionssitzung mehr, als wenn alle einer Meinung zu sein schienen. Und er forderte uns auf, den Dingen auf den Grund zu gehen – und zwar unbesehen von möglichen Konsequenzen. Journalisten seien zuerst den Fakten verpflichtet, sagte er, und erst dann dem eigenen Unternehmen.

Sandro Stoll in den Schaffhauser Nachrichten vom 1. Juni 2015

Norbert Neininger ist ein Leben lang in Schaffhausen geblieben, aber das war ein Grundsatzentscheid. Er habe, so raunte man in den Achtzigerjahren in den Schaffhauser Journalistenkreisen bewundernd, nach der Ringier-Schule sogar ein Angebot der deutschen Illustrierten Stern gehabt. Dass er aber trotzdem in der Provinz, in dieser «chline Stadt», wie Dieter Wiesmann singt, geblieben ist, war höchstwahrscheinlich für ihn und seine Zeitung ein Glücksfall. Schlussendlich hat er damit mehr Wirkung erzielt, als er es als talentierter Jungjournalist im hohen Norden je gehabt hätte.

Matthias Ackeret in der Basler Zeitung vom 1. Juni 2015

Neininger liebte den Umgang mit Menschen und war ein glänzender Gastgeber. Mit verschmitztem Lächeln lockte er Menschen nach Schaffhausen und verwöhnte sie dort mit vorzüglichem Essen und Trinken – ohne auch nur einen Millimeter von seinen Positionen abzurücken.

Peter Hartmeier im Tages-Anzeiger vom 2. Juni 2015

Was ihn von anderen Medienmanagern unterschied: Er war und blieb in all seinen Rollen im Herzen ein Journalist. Im Verband führte er konsequenterweise das Departement Publizistik, wo er vornehmlich mit Leuten aus Redaktionen debattierte.
Neininger musste als Chef oft Wogen glätten, die ein Journalist, eine Journalistin mit einer frechen Geschichte ausgelöst hatte. Das tat er stets mit Grandezza – und einer Portion Stolz: Zu forsche Journalisten waren ihm lieber als Langweiler.

Philipp Landmark im St. Galler Tagblatt vom 1. Juni 2015

Neininger liebte die Schweiz, weil er hier nach schwieriger Jugend eine Heimat fand. Nun dürften sein Geschick, sein Charme, seine Tatkraft überall fehlen, im Verband wie in der engeren Heimat, wo man nun vor der schwierigen Aufgabe steht, sein Lebenswerk zu bewahren, aufmerksam verfolgt von Zürcher, Aargauer und Herrliberger Verlegern.

Felix E. Müller in der NZZ am Sonntag vom 31. Mai 2015

Neininger war ein unkonventioneller Kopf, in jeder Hinsicht. Er wird dem Schweizer Journalismus fehlen.

Patrik Müller in der Schweiz am Sonntag vom 31. Mai 2015.