Warum SRF kein „Borgen“ hervorbringt

Endlich bespricht auch das NZZ-Feuilleton anspruchsvolle TV-Serien, die weltweit erfolgreich sind. Das Schweizer Fernsehen zeigt sie, produziert sie aber nicht selbst. Und das hat Gründe.

Epidode 202
Bild: Claire Danes als Carrie Mathison in „Homeland“ (Copyright SRF/Showtime Networks Inc.)

Mit Claudia Schwartz hat die NZZ neuerdings eine Feuilleton-Onlinebeauftragte, die auch Fernsehkritiken schreibt. Zum Beispiel über die seit letztem Montag auf SRF2 zu sehende 2. Staffel der zurecht mehrfach preisgekrönten US-Serie „Homeland“ (wöchentlich am Montag, ab 23:15 Uhr).

Und auch über die dritte Staffel von „Borgen“ liefert sie eine Kritik. Sie ist seit Donnerstag wöchentlich auf arte zu sehen, jeweils um 21:00 Uhr. Wer hat’s erfunden? Die öffentlich-rechtliche Anstalt Dänemarks, Danmarks Radio.

Wer sich fragt, wieso das dänische Fernsehen Serien weltweit exportiert, aber nicht das Schweizer Fernsehen, erhält im Artikel eine Antwort:

Und dort gilt man mittlerweile als beneidetes Vorbild, was die Produktionsbedingungen angeht, weil man etwa die Autoren, sind sie erst einmal solide ausgebildet, in Ruhe arbeiten lässt, ohne dass ständig eine von Quoten- und Gebührendiskussionen beseelte Redaktion Korrekturen ins Drehbuch diktiert. Geschichtenschreiber in der Schweiz oder in Deutschland können von solchen kreativen Voraussetzungen nur träumen.

Wäre doch eine Idee: Autoren oder auch Journalisten einfach mal arbeiten zu lassen, ohne sich ständig einzumischen, Bedenken vorzubringen und zu erklären, was der Konsument angeblich will.

In Deutschland ist das leider überhaupt nicht der Fall, befand kürzlich Alexander Gorkow im Artikel „Fernsehen, eine deutsche Kulturtragödie“ auf sueddeutsche.de:

Einfluss haben in Deutschland hingegen eigentlich bretthart abgesicherte Fernsehredakteure, die trotzdem große Quotenängste haben, und die deshalb von einer Handvoll schlauer Produzenten, die um diese Ängste wissen, immer wieder den gleichen Pudding serviert bekommen. Diese Produzenten spielen für das hiesige Fernsehen heute die Rolle, die Johannes Mario Simmel mal im Buchmarkt spielte: als Impresarios inhaltlich relevanter, formal seifiger Kartonware wie den ZDF-Dekorationsunsinn „Adlon“ mit seinen durch Trümmerdialoge stolzierenden Kostümträgern.

Die Milliarden, die in den Sendern verdient und an Gebühren eingezogen werden, machen also keinesfalls kreativ.

Leider nicht. Dabei wäre es so einfach: Freiheit gewähren, Produkt akzeptieren, gemeinsam gewinnen.

  1. Da gab es beim Schweizer Fernsehen doch mal die Serie „Lüthi und Blanc“ – eine eigenständige, gut gemachte Schweizer Soap. Statt der anstehenden Retro-Reihe zur Schweizer Geschichte hätte ich mir eine moderne Schweizer Serie à la Borgen gewünscht. Warum kann dies der kleine dänische Rundfunk und die grosse SRG nicht? Zeit, den Service public der elektronischen Medien in der Schweiz neu zu definieren und auch andere Anbieter auf SRG- Kanälen Sendungen machen zu lassen!

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