Was wollen die Jugendlichen?

Die neuen Jugendangebote alter Medienhäuser wie dem «Spiegel», der «Zeit» oder der «Bild» sorgen für Furore. Aber was wollen die Jungen von heute wirklich lesen und wie nutzen sie alte und neue Medien?

Jeden Samstagmorgen haben meine Eltern den «Tages-Anzeiger» aus dem Briefkasten gefischt. Ich schnappte mir ab und zu «Das Magazin», meistens um das Porträt auf der letzten Seite zu lesen. Für den Rest reichte mein Können und Wissen damals noch nicht aus. Aber ich fühlte mich «irgendwie kultiviert», wenn ich durch das Heft blätterte.

Bin ich ein Einzelfall? Ich bezweifle es.

Klar, in der Pubertät rebelliert man gegen die Eltern, die Erwachsenen. Doch in seinem Freundeskreis will man trotzdem die «erwachsenen Dinge» tun: diskutieren, unabhängig sein, und auf Partys gehen, für die man noch nicht alt genug ist.

Genau diesen Aspekt vernachlässigen die neuen Jugendangebote grosser Medienhäuser. Man bemüht sich um «coole» Sprache und wirft die Seriosität über Bord. Die Jugendlichen besitzen durchaus das Feingefühl zu urteilen, ob sie einem Portal Vertrauen schenken wollen oder nicht.

Ich habe mich bei Pfadfinder-Leitern mal umgehört. Die Ergebnisse sind selbstverständlich nicht repräsentativ. Dennoch zeichnet sich ein Bild ab.

Die 15 Befragten zwischen 15 und 25 kommen aus völlig unterschiedlichen Umfeldern. Einige sind gut situiert, andere weniger. Einige arbeiten im Büro, andere «chrampfen» draussen. Und wieder andere drücken noch die Schulbank oder sitzen in Vorlesungen.

Legacy Media

Auf die alten Medien angesprochen, antworten sie erstaunlicherweise positiv. Acht von ihnen gaben an, regelmässig Inhalte von gedruckten Tageszeitungen zu konsumieren. Das dürften wohl die «20 Minuten» oder der «Blick am Abend» sein. Oder sie nehmen sich eine Zeitung, die bei der Arbeit aufliegt.

Ebenfalls acht sagten, sie besuchen die Websites von Tageszeitungen und hören Radio. Und auch der Fernseher scheint nicht tot zu sein, immerhin zehn schauen hin und wieder in die Glotze.

Spannend wird es, wenn man sie nach den Interessen in den Legacy Media fragt. An der Spitze stehen hier Gesellschaft/Kultur und Politik mit zwölf, respektive zehn Stimmen.

Die Jugendlichen greifen immer noch zum Print
Die Jugendlichen greifen immer noch zum Print

 

New Media

Die Jungen haben den ganzen Tag das Smartphone in der Hand – das zeigt sich auch bei den Befragten. Die Medien reagieren darauf mit News-Apps. Doch gerade mal vier Personen gaben an, diese täglich zu konsultieren. Auch Blogs, LinkedIn oder Twitter sind kein Thema für sie.

Die Befragten tummeln sich mit je 13 Nennungen vor allem auf Facebook, YouTube und in Messenger. Was mich erstaunt hat, dass Snapchat, Instagram und Streaming-Dienste nicht annähernd so häufig genannt wurden.

Die Interessengebiete haben sich hier aber deutlich verschoben: Es zählen Interaktion mit Freunden, Unterhaltung, aber auch Gesellschaft/Kultur zu den meistgenannten Themen.

Das Vertrauen ist noch hier 

Ja, es sind nur 15 Personen. Ja, diese Umfrage ist nicht hieb- und stichfest. Trotzdem haben mich die Ergebnisse erstaunt. Ich fragte mich, ob sie die alten Medien einfach angegeben haben, um «aufzutrumpfen» oder sich als «gebildet» darzustellen.

Aber je länger ich darüber nachdachte, desto mehr erinnerte ich mich an mein eigenes Verhalten vor gut zehn Jahren, als ich durch das «Tagi-Magi» blätterte.

Die Interessensverschiebung zwischen den alten und neuen Medien hat nichts mit Interessensverlust zu tun. Es geht viel mehr um Vertrauen. Die Jungen sind zwar kritischer gegenüber journalistischen Inhalten, hinterfragen, was sie gedruckt oder im Netz lesen. Doch wenn es um ernsthafte Themen geht, setzen sie auf wohl eher auf die Altbewährten, die sich nicht um den «Jugendslang» bemühen.

Will man Jugendliche mit seriösen Themen ansprechen, sollte man die adäquate Haltung annehmen: Ernsthaftigkeit. Auf cool getrimmte Inhalte funktionieren für Unterhaltung, die zwar konsumiert wird, aber die es auch zuhauf im Netz gibt. Dafür brauchen sie kein «bento», kein «byou».

Was sind deine persönlichen Erfahrungen? Wie beobachtest du die Mediennutzung der Jungen?
Ich bin gespannt auf deine Inputs in den Kommentaren.